Die Windsbraut ist eine klassische Rennyacht der 8mR Klasse. Yachten dieser Klasse werden auch als "Achter" bezeichnet. Die 8mR Klasse wurde 1906 als international gültige Vermessungsformel geschaffen. Tatsächlich sind die Yachten nicht 8 Meter lang, sondern in der Regel zwischen 14 und 15 Metern. 8 ist das Resultat einer Formel, die die wesentlichen Faktoren einer Rennyacht begrenzt: Die Länge in der Wasserlinie, die Differenz zwischen Rumpfmaß und Gurtmaß, das Freibord und die Segelfläche:
Die Windsbraut wurde 1939 von Abeking & Rasmussen in Lemwerder bei Bremen gebaut. Zuvor waren bei A&R bereits mehrere erfolgreiche 8mR Yachten gebaut worden, namentlich die Germania II (1934) und die Germania III (1936) für Alfried Krupp von Bohlen und Halbach. Die 8mR Klasse war damals die höchste Olympiaklasse und die Germania III gewann 1936 bei den olympischen Spielen in Kiel die Bronzemedaille. Sie segelt noch heute unter gleichem Namen und in erstklassigem Zustand auf der Kieler Förde. Für die olympischen Spiele 1940 in Helsinki baute A&R 1939 für Krupp die Germania IV unter Baunummer 3340 und Segelnummer 8G12 und die Windsbraut III mit Baunummer 3338 und Segelnummer 8G11. Auftraggeber war der Privatbankier Fritz Sponholz aus Berlin Charlottenburg, der zuvor schon erfolgreich die 75qm Nationalen Kreuzer Windsbraut I und II gesegelt hatte, beide ebenfalls von A&R. Sponholz gewann mit der Windsbraut III einige Regatten in der Saison 1939, so auch zur Finnlandwoche auf den Olympiabahnen in Helsinki, wie man in Berichten der Zeitschrift Yacht nachlesen kann. Leider machte der 2. Weltkrieg alle Olympiapläne zunichte und die Spiele in Helsinki fanden erst 1952 statt, allerdings ohne Beteiligung der 8mR-Yachten. Ob Fritz Sponholz den Krieg ebenso unbeschadet überstand, wie die Windsbraut, ist nicht bekannt. Er taucht aber im Baunummernbuch von A&R noch einmal 1945 mit der Bestellung einer Olympiajolle auf. Ansonsten ist wenig über ihn bekannt. Einzig dokumentiert ist seine Reise 1908 im Alter von 25 Jahren auf dem Luxusdampfer Mauretania der Cunard-Line von Liverpool nach New York. Nach dem Krieg segelte die Windsbraut viele Jahre auf dem Wannsee und war stets eine der schnellsten Yachten. 1989 fand sie einen neuen Eigner an der Ostsee, wo sie seitdem an vielen Klassikerregatten teilnahm und wieder gegen ihre alten Rivalen Germania III und Germania IV segelt. Technische DatenBaujahr: 1939Konstrukteur: Henry Rasmussen Werft: Abeking & Rasmussen Baunummer: 3338 Segelnummer: 8G11 Länge über alles: 14,80 m Länge in der Wasserlinie: 9,45 m Größte Breite: 2,45 m Tiefgang: 1,98 m Segelfläche: 78 qm |
Stapellauf 1939 Flensburg 1999 |